Ein Kommentar im Zusammenhang mit dem Flyer der Naturschutzverbände erschien in der Schwäbischen Zeitung am 16.11.20:
Kultur leben - Von Wolfram Frommlet
„Für mich besteht eine große Herausforderung darin, wie unsere Höfe weiterbestehen können. Wir brauchen mehr Produktvielfalt in der Landwirtschaft und mehr Regionalität bei unseren Lebensmitteln“, sagt Walter Rauch aus Dünserberg.
Eugen Gabriel aus Frastanz ergänzt: „Wo die Landwirtschaft die Existenzgrundlage ist, hat man verstanden, sorg-sam mit den landwirtschaftlichen Flächen umzugehen und die Erwei-terung der Siedlungen kompakt zu gestalten.
„Wie schaffen wir ein funktionierendes
Dorfzentrum als Grundlage für das gesellschaftliche Leben in der Gemeinde“, ist
für Helmut Lampert in Göfis eine große Herausforderung.
Drei Bürgermeister aus der Region Walgau in Vorarlberg in dem hoffnungsvollen, ermutigenden Buch des Ravensburger Raumplaners Manfred Walser, „Die Zukunft im Walgau“, herausgegeben von der Vorarlberger Landesregierung (erhältlich in der Buchhandlung Anna Rahm in Ravensburg).
Die 14 Gemeinden haben in Workshops, an denen die Bevölkerung
beteiligt wurde, ein Modell regionaler Entwicklung erarbeitet, in dem die Traditionen - Handwerk, Land- und
Forstwirtschaft - mit den aktuellen Problemen ländlicher und semi-urbaner Räume
verbunden wurden: der Wegzug der Jungen, die Zersiedelung der Natur,
Klimawandel, die Krise der familiären Höfe. Lebenswerte Orte für alle
Generationen entstanden, eine Kultur des Miteinander der Eingesessenen und der
Zugezogenen, ein ökologischer Lebensstil, insbesondere in neuen, verdichteten
Wohnformen. Einst konkurrierende Gemeinden bilden heute nachhaltige
Netzwerke. Man könnte viel davon lernen.
Nach Ansicht eines breiten Bündnisses
unter Führung der Umweltorganisationen BUND und NABU läuft der Regionalplan
Bodensee-Oberschwaben bis zum Jahr 2035, mit den Kreisen Ravensburg,
Bodenseekreis und Sigmaringen, leider in eine ganz andere Richtung. „Profit und
Wachstum ohne Grenzen scheint für viele Akteure immer noch die oberste Prämisse
zu sein“, heißt es in einem Flyer des Umweltbündnisses. Kritisiert wird, dass
500 Hektar für Rohstoffabbau vorgesehen sind, neuer Baugrund sich an überholten
Wohnmodellen orientiert, ein regionaler Grünzug „Altdorfer Wald“ aber nicht
vorkomme. „Ein klares ‚weiter so wie bisher‘, welches alle wissenschaftlichen
Erkenntnisse der vergangenen Jahre und anwachsenden globalen Krisen ignoriert.“
Nachhaltige Landwirtschaft, Stärkung der Biodiversität, das Vogelsterben im Bodenseeraum sind für BUND und NABU Prioritäten eines zukunftsfähigen Regionalplans. Anders als im Walgau hat in dieser Region, in den Gemeinden wie in den Städten, nach Ansicht aller Akteure, die Bevölkerung bislang keine Foren der Beteiligung.
Und fände man bei uns
Politiker wie Harald Witwer aus der Gemeinde Thüringen? „Die Frage des Umgangs
mit asylsuchenden Menschen stellt im Moment nicht nur für den Walgau, sondern
für die Gesellschaft insgesamt eine riesengroße Herausforderung dar. Ob es uns
gelingt, den sozialen Frieden in der Region weiterhin zu gewährleisten, hängt
wesentlich vom Umgang mit diesem Thema ab.“
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