Wir wissen alle, dass die Gemeinde Salem wachsen wird. In den nächsten 15 Jahren steht nicht nur großflächige Überbauung für Industrie und Gewerbe an, sondern auch für Wohnraum.
Denn Salem ist als "Siedlungsbereich" vorgesehen , soll also mehr Wohnfläche entwickeln als für den Eigenbedarf.
Die Prognose geht von zusätzlichen 11,5 ha Wohnfläche für 15 Jahre aus.
Als erster Gedanke drängt sich da natürlich auf (ganz so wie in der Verwaltung geschehen):
innerörtliche Flächen suchen und verdichtet
bebauen, dann muss man nicht nach außen wachsen!
Dann gibt es auf dem Markt wieder freie
Wohnungen …. Wunderbar.
Aber 11,5 ha sind
schon eine Hausnummer, die uns sehr vieler innerörtlicher Freiflächen berauben könnte,
die wir heute
nutzen und genießen. Die auch auf unser Klima und auf unsere Gesundheit wirken.
Müssen wir uns also letztendlich zwischen dem
Verlust innen oder außen entscheiden?
Die Prognose sagt
jedoch noch etwas anderes aus:
Das statistische Landesamt geht in Salem "nur" von einem Wanderungsgewinn von 215 realen Personen aus,
und das bis 2035! 215 Personen werden also voraussichtlich 2035 zusätzlich in Salem wohnen.
Und dafür müssen wir 11,5 ha überbauen?
Das Phänomen erklärt
sich durch eine zusätzliche Berechnung.
Es wird davon ausgegangen, dass die
Wohnflächenansprüche der Salemer
Einwohner jährlich steigen, das wird mit sog. fiktiven Einwohnern berechnet. Daher
muss stetig neu gebaut werden.
In Salem kommen wir mit den fiktiven Einwohnern auf 8 ha Flächenbedarf – das
sind mehr als 2/3 des Bedarfs! – ohne
dass eine einzige Person neu dazu kommt!
Aber wie kann das sein, wir bauen doch nicht jedes Jahr ein neues Zimmer an?
Hier nun zeigt sich
der große Nachteil der seit Jahrzehnten üblichen Baupraxis auf dem Land:
ein
Paar baut ein Haus für die Familie, nach 25 Jahren ziehen die Kinder aus und in
ihrem Haus belegen die "alleinstehende Eltern" somit
automatisch ziemlich viel Wohnraum für weitere 25 Jahre.
Aber gleichzeitig brauchen die Kinder eine Wohnung….
Grafik von
Das ist schon lange gängige Praxis und wurde bisher auch nicht als besonders schlimm empfunden.
Jetzt
jedoch spitzt sich die Lage zu: Fläche ist nicht vermehrbar und die
Klimakrise legt uns eine Beschränkung des Flächenfraßes auf . Und
gleichzeitig ist die übergroße "Boomer"- Generation betroffen, weil sie
nun im Alter der "alleinstehenden Eltern" angekommen ist. In den
meisten Fällen bewohnen dann 2 Personen eine Fläche, die für 4 Personen
gebaut wurde.
Ganz
klar entscheidet auch weiterhin jeder selbst wie und wo er /sie wohnen
möchte, das stellt gar niemand in Frage und das wird so bleiben.
Dennoch
wäre eine vorrausschauende Flächenpolitik eine wichtige Aufgabe in der
Gemeinde um dem Flächenfraß entgegen zu wirken. Wer kann das machen in
einer bis zum Anschlag beschäftigten Verwaltung? Wer hat da Zeit ganz in
Ruhe mit interessierten Bürgern zu reden, gemeinsame Alternativen zu
suchen?
An den Bewohnern vom Generationenhaus (getragen von einem privaten Investor) kann man sehen, dass ein Umzug im Alter auch Vorteile bringen kann. Mit weniger Verantwortung und mehr Geselligkeit, wenn man das möchte.
Im Haustürwahlkampf erfuhr Birgit Baur z.B. dass manch ein Bewohner der kleineren Teilorte sich so etwas in Kleinformat in seinem Wohnort wünschen würde.
Und
es gibt noch so viele andere interessante Möglichkeiten um zukünftig
Flächen zu sparen. Tiny houses und verschiedene Wohnprojekte mit
sozialen oder ökologischen Hintergründen. Häusergemeinschaften und
Wohnquartiere mit viel mehr Flexibilität....... Neue Ideen sind gefragt,
aber darüber müsste man eben erst mal reden!
siehe dazu auch den Post : Flächenmanagement - nur ein überflüssiger neuer Antrag der GOL? am 24.11.2020
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