Mittwoch, 2. November 2022

Meine Rede zum Volkstrauertag 2022

 „Liebe Kirchengemeinde, 

 

Wie jedes Jahr - seit inzwischen über hundert Jahren - versammelt sich die Kirchen Gemeinde am Volkstrauertag  um die Tradition  einer Gedenkfeier  zu pflegen.

Diese Tradition wurde ins Leben gerufen,  um mahnend an die 17 Millionen Menschen zu erinnern,
die im 1. Weltkrieg starben.

 

Danach hat es nicht lange gedauert , bis Europa in einem noch viel größeren Krieg versank,

bei dem dann über 65 Millionen Menschen getötet wurden.

Auch daran wollen wir uns heute erinnern.


Das waren nicht nur Soldaten, die getötet wurden, sondern auch Frauen und Kinder, alte und bedürftige Menschen.  
Es war so, wie das in jedem Krieg der Fall ist:
die Zivilbevölkerung leidet enorm, bis weit über den Krieg hinaus.
Besondere Opfer dieser furchtbaren Zeit waren ganze Bevölkerungsgruppen:

Juden, Sinti und Roma sowie die zahlreichen  Widerstandskämpfer, die nicht an der Front, 
sondern im Land
ihr Leben verloren. Auch an diese Opfer müssen wir uns heute  erinnern.

 

Wir alle haben uns immer wieder gefragt: "wie konnte das nur geschehen?"

Man suchte nach Wegen um solche Katastrophen in Zukunft zu vermeiden,

Die Gründung der Vereinten Nationen und ein vereintes Europa gehörten dazu.

Man nahm an, dass ein gemeinsamer Handel so tief verbinden würde, dass ein neuer Krieg unmöglich sein würde.

 

Gerhard Baum, ein 90 Jahre alte FDP-Politiker sagte kürzlich: 
"Wir haben es uns in einer brüchigen Normalität bequem gemacht"

Wir sind in einem kurzen halben Jahr aus  unserer sicheren Geruhsamkeit heraus gefallen,

aus der Gewissheit einer Welt, in der man sich -bis vor Kurzem-  wirklich gegen alles versichern konnte.

 

Aus heutiger Sicht könnte die letzte Gedenkfeier 10 Jahre oder mehr zurück liegen

Die Ereignisse überstürzen sich,

die  Pandemie will einfach nicht verschwinden

Eine neue Flüchtlingswelle überrollt das Land.

und wir sind -irgendwie- auch an diesem neuen Krieg beteiligt.

 

Wir lernen gerade: heutige Kriege werden nicht nur an der Front ausgetragen sondern ebenso im Internet .

Man kann statt der Bomben auch auf den Hunger der Welt setzen,  und auf die Kälte im Winter,  oder auf die Angst vor einem umkämpften Atomreaktor.
Alles davon hat sich  als sehr effektive Waffe entpuppt.

Wenn es heute  in den Köpfen der Mächtigen nur noch um Macht geht, dann müssen Milliarden Menschen leiden.

 

Und damit nicht genug:

unsere Gesellschaft fängt gerade erst an zu realisiere, dass es für die Menschheit noch viel bedrohlichere Krisen gibt.

 

Der bekannte Journalist Ranga Yogeshwar sagt in einem Interview:

"Wir reden viel über andere Themen, die natürlich auch wichtig sind, der Ukraine-Krieg ist da ein Beispiel.
Aber: Wenn die ganze Welt – metaphorisch gesprochen –, in einem Haus leben würde, dann gäbe es dort zwei, die sich um ein Zimmer streiten, das ist der Krieg in der Ukraine.
Und währenddessen brennt der Dachstuhl – das ist der Klimawandel.
Dessen Dimension unterschätzen viele Leute immer noch."

 

Dabei ist es doch längst ersichtlich durch das Ausmaß der ausgetrockneten Flüsse,

Überschwemmungen und Dürren und Waldbrände weltweit.

In Deutschland sterben inzwischen mehr Menschen an der Hitze als an Verkehrsunfällen.

Wir befinden uns mitten im Zeitalter des größten Artensterbens

Und der Kampf um das Wasser hat bereits begonnen, der zu weiteren Kriegen führen wird

 

Wir erleben momentan einen ungeheuren Transformations-Prozess aufgrund unserer zahlreichen Krisen,

so wie auch die vergangenen  Kriege immer Transformation erzwungen haben

Unversehens rücken wir gefühlsmäßig den Kriegsgenerationen wieder näher:

Es gibt immer mehr Menschen, die unter Depressionen und Mutlosigkeit leiden 
und dem Gefühl machtlos ausgeliefert zu sein.

Genau so wird es den Menschen im Krieg auch ergangen sein.


Es liegt heute in unserer Verantwortung für unsere Kinder und Enkel, für zukünftige Generationen,
 entschlossen vorwärts zu gehen, um mitzuarbeiten an der laufenden Transformation

Wir müssen die Grundsteine heute setzen, um künftige Kriege zu verhindern.

 

Meine Mutter hat früher immer  gesagt :  "Ich hab keine Zeit um krank zu werden!"

Und so geht es uns heute auch:- leider möchte ich sagen-  dürfen wir uns nicht ins Bett legen und schlafen, in der Hoffnung dass es morgen besser sein wird.

Es wird wenig helfen, dass wir jetzt die Luft anhalten, um dann wieder so weiterzumachen wie früher.

 

Das Gute ist: Ein weltweiter Veränderungsprozess hat bereits in den Köpfen vieler Menschen  eingesetzt .

Erneuerbare Energien rücken in den Vordergrund, wir wollen den Plastikmüll reduzieren.  Nachhaltigkeit, Verkehrswende und Ressourcenschonung stehen im Focus.

Das kann uns den Weg weisen für ein besseres Miteinander, wenn wir schnell genug handeln.

Wie muss unser Leben in Zukunft gestaltet werden, um Kriege um Wasser und Ressourcen  zu vermeiden?

 

Am Ende muss nicht der Verlust stehen , sondern der Gewinn an Lebensqualität und Glück.

Der Erfolg besteht aus vielen kleinen Schritten von vielen Menschen gemeinsam.

Und deshalb  haben wir keine Zeit um Angst zu haben:

Wir haben viel zu tun in den nächsten Jahren

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