Dienstag, 3. November 2020

Lohnt es sich zu wachsen - Woher kriegt Salem sein Geld?

 Einkommensteuer- sowie Gewerbesteuererträge sind in Salem in den letzten Jahren stark gewachsen

 

Um es auf den Punkt bringen: Natürlich nehmen die Einnahmen der Gemeinde Salem zu, wenn sie viel baut!  Seit 2005 (Amtseinführung BM Härle) wurden mindestens 30 ha Gewerbeflächen neu bebaut. Seit 2013 waren es alleine 10,5 ha im neuen Gewerbegebiet.
In letzten 7-Jahres Zeitraum stiegen die Einnahmen durch Gewerbesteuer von 3,8 auf 6,1 Millionen, es scheint also durchaus profitabel für die Gemeinde.

 


 

Genauso zahlt sich die Erhöhung der Einwohnerzahlen aus: genau 661 € bekam die Gemeinde 2019 pro Einwohner zugewiesen. 

Bei  ca. 190 Wohnungen in der neuen Mitte mit durchschnittlich  je 2 Bewohnern wird die Einkommenssteuer um 250.000,- € jährlich wachsen. 


 


Auf der Gegenseite könnte man nun die Mehr-Ausgaben ausführen:
- mehr Bedarf an Kindergarten- und Schulplätzen
- ein Mehr an Kanalisations- und Kläranlagenkapazitäten
- ein Mehr an Straßen
- mehr Verwaltungsaufwand - ein "größeres" Rathaus?

-............


Dann darf man aber auch die Folgekosten nicht vergessen.
Die Faustzahl für Folgekosten wird  mit 10 %  der Investitionskosten jährlich - für jede bauliche Investition- angegeben.  
Alleine Rathaus und Tiefgarage werden uns also in Zukunft weiterhin regelmäßig  1,8 Mio pro Jahr kosten.
 

Alles nicht so leicht zu fassen.  

Und schon gar nicht zu fassen ist die Lebensqualität der Bürger: nimmt die nun zu durch das neue Rathaus,  oder wird sie gemindert durch den Folgeverkehr des neu Gebauten?
Inwieweit spielt das Prädikat "Erholungsort" für Bürger und Touristen noch eine Rolle wenn immer mehr Verkehr rollt?

Wie sieht es mit dem Tourismus aus, der ja auch Geld in nicht definierter Höhe in die Gemeindekasse schwemmt. Wird der durch neue Gewerbegebiete ausgebremst? 

Das alles  sind Dinge die sehr konträr gesehen werden können.

Es wäre hilfreich,  als Gemeinderat mehr Fakten zu kennen. Um  Zusammenhänge wirklich bewerten zu können. Aufgrund des Steuergeheimnisses durften wir Gemeinderäte bis heute nicht erfahren, welchen finanziellen Rahmen z.B. der Tourismus in Salem vorgibt, der doch mit den Highlights Affenberg, Schloß Salem und  Schlosssee  (sowie Campinghof Gern, Zimmervermietungen und Gastronomie)  nicht ganz unerheblich sein dürfte.

 

Und wo bleibt Salems Verantwortung für den Klimaschutz bei all der neuen Bodenversieglung? - Im ohnehin klimatisch problematischen Bodenseeraum sind die Auswirkungen nicht mehr zu übersehen. 
Die 1,5° - Hürde haben wir am Bodensee bereits genommen. (Aussage Minister Untersteller)

Ein "aufstrebenden Wirtschaftsstandort Salem" kann sich nicht immer hinter gesetzlich geforderten Minimalstandards im Klimaschutz verstecken (so wie zuletzt beim Rathaus- Neubau geschehen).
Wenn 
Salem maximal wachsen will, dann hat es auch maximale Verantwortung für den Klimaschutz zu übernehmen. 

Auch der  Klimawandel  hat seinen wirtschaftlichen Preis. Um ihn erträglich zu halten werden wir vieles überdenken und ändern müssen. 


Doch uns  läuft die Zeit davon: 

Jeder hat die Auswirkungen in den letzten Jahren gespürt: mehr Hitze und mehr Trockenheit. Der Grundwasserspiegel sinkt, insbesondere die Wälder leiden, die ökologische Artenvielfalt schwindet.

Und dies ist erst der Anfang einer rasanten Entwicklung. Wollen wir dem entgegenwirken, müssen wir nicht nur CO2 einsparen, sondern die absoluten CO2 Emissionen senken. 


Momentan habe wir laut Energiebericht 2018 die selbstgesteckten Ziele im Bodenseekreis noch nicht erreicht, Wirtschaftswachstum und die Zunahme des Individualverkehrs fressen Einsparungen an anderer Stelle wieder auf. Das bedeutet, wir müssen schneller und besser werden, um effektiv etwas zu erreichen.

 

Auf allen Ebenen wurden die Probleme in die Zukunft verlagert, in der die junge Generation auch noch den demografischen Wandel wird stemmen müssen.

Bisher ließ sich durch Flächeninanspruchnahme (für Bebauung) Geld generieren. 

Aber diese Zeiten neigen sich dem Ende zu. Fläche ist nicht vermehrbar und die nächsten Generationen werden  für unsere überzogenen Ansprüche  einen zu hohen Preis bezahlen.

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