Mittwoch, 19. Januar 2022

Mitbürgerhilfe: In Notlagen schnell wie die Feuerwehr

 14.01.2022  |  VON MIRIAM ALTMANN UEBERLINGEN.REDAKTION@SUEDKURIER.DE hier

In Notlagen schnell wie die Feuerwehr

Salem – Manchmal ist schnelle Hilfe vonnöten: Eine Familie ist mit zwei Mieten im Rückstand, die Kündigung der Wohnung droht. „Um dem vorzubeugen, braucht es sofort eine Mietzahlung“, sagt Hildegard Sasse. In solch einem Fall könne die Mitbürgerhilfe Salem ganz schnell tätig werden. Die Vorsitzende bezeichnet den Verein daher als Feuerwehr, aber auch als kleines Kraftwerk. Im Jahr 2021 habe die Mitbürgerhilfe bereits mehr als 25 000 Euro an Menschen in Notlagen weitergegeben. Das sei nur den Spendern zu verdanken, erklärt Sasse: „Diese Unterstützer machen es möglich, dass wir kontinuierlich durch das Jahr helfen können. Dadurch sind wir leistungsfähig in der Not.“

Gegen Ende eines Jahres gehe es dem Verein allerdings wie so manchen, die sich hilfesuchend an ihn wenden: Das finanzielle Polster für spontan nötige Ausgaben schwindet, während längerfristige Verbindlichkeiten fortlaufen. „Momentan fördern wir einen Mann, damit er seine Ausbildung nicht abbricht“, nennt die Vorsitzende ein Beispiel. Auch greife die Mitbürgerhilfe Familien bei den Gebühren für die Musikschule unter die Arme: „Lernen tun wir vom Herz zum Verstand“, ist Sasse überzeugt. Nachhaltig zu helfen bedeute auch, etwas für die Seele zu tun.

... „Die Mitbürgerhilfe bietet eine kurzfristige, entlastende Überbrückung von Notlagen, in die wir alle geraten können.“ Sie sei dankbar dafür, dass es ihr gut gehe und sie anderen helfen könne.
Eine Krise könne schnell eintreten: Verlust des Arbeitsplatzes, Krankheit, Scheidung – und schon breche die Finanzierung des Alltags zusammen. „Armut hat nichts mit einem Mangel an Engagement oder Arbeitslust zu tun“, unterstreicht Hildegard Sasse, auch sei Kinderreichtum kein maßgeblicher Faktor. Wenn hingegen plötzlich ein Teil des Einkommens wegbreche, fehle das Geld schmerzlich, wenn man sonst gerade so über die Runden gekommen sei. So ist auch die Liste an Unterstützungsmöglichkeiten lang: die Brille, die die Krankenkasse nicht erstattet; die Reparatur des Autos, das für den Weg zur Arbeit benötigt wird; der Lebensmittelgutschein, wenn am Ende des Monats kein Geld mehr übrig ist, um den Kühlschrank zu füllen....

„Es gibt Situationen im Leben, die kann man nicht allein bewältigen, da muss man das Recht auf Hilfe haben“, ist Hildegard Sasse überzeugt.

Die Corona-Pandemie stellte die Mitbürgerhilfe vor besondere Herausforderungen. „Das enge Begleiten ist schwieriger geworden“, nennt Hildegard Sasse eine Folge. Dennoch sei der Verein die ganze Zeit tätig gewesen. Vieles verlagerte sich auf Telefonate oder den Postweg, doch sie habe mit Hilfesuchenden auch so manche Runde um den Schlosssee gedreht und zugehört. Sobald es die Situation erlaube, möchte die Vorsitzende einmal im Monat eine Sprechstunde in der Neuen Mitte anbieten, damit die Mitbürgerhilfe präsenter werde.


Der Verein

Vereinszweck: Der gemeinnützige Verein Mitbürgerhilfe Salem setzt sich seit 2018 für sozial benachteiligte Familien und Einzelpersonen ein. Er gewährt in den Gemeinden Salem, Frickingen, Heiligenberg und Deggenhausertal schnelle Hilfe in finanziellen Notsituationen und längerfristige Unterstützung zur Verbesserung der Lebenssituation. Neben den Beiträgen der aktuell 49 Mitglieder sind es vor allem die Spenden, die die Arbeit des Vereins ermöglichen. Konto: Mitbürgerhilfe Salem e.V., IBAN DE49 6905 1725 0002 0606 06, Sparkasse Salem-Heiligenberg.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen