Montag, 3. Januar 2022

Update: Nach zwei Jahren Arbeit kann der Markgräflich Badische Gutsbetrieb 2022 die erste Bioernte einfahren

Südkurier hier

Zwei Jahre lang hat der Markgräflich Badische Gutsbetrieb in Salem seine Bewirtschaftung umgestellt. Im Sommer 2021 wurde er als Naturland-Ökobetrieb zertifiziert. 2022 kann auf den 750 Hektar Ackerfläche die erste Bioernte eingebracht werden.
Im Artikel wird auf die regenerative Bewirtschaftungsweise verwiesen.
Etwas mehr dazu findet man auf der Homepage  hier der Markgräflichen Landwirtschaft. Dort heißt es:

"Durch die ökologische Bewirtschaftungsweise möchten wir unsere wichtigste Produktionsgrundlage den Boden verbessern, sein natürliches Potenzial fördern und langfristig für kommende Generationen erhalten.

Um dies zu erreichen orientieren wir uns unter anderem an der Bewirtschaftungsweise der regenerativen Landwirtschaft mit dem Ziel, das Bodenleben zu aktivieren, Humus aufzubauen und dadurch aktiv CO2 im Boden zu binden. Zudem kann ein humusreicher Boden Wasser und Nährstoffe besser speichern und vielen Lebewesen Heimat bieten.

W
ir sind davon überzeugt, dass wir so den Herausforderungen des Klimawandels bestmöglich begegnen und auch unter schwankenden klimatischen Bedingungen bestehen können.

Zum Ackerbau:

Bei der Bewirtschaftung unserer Ackerflächen ist unser primäres Ziel unsere Böden das gesamte Jahre über mit Bewuchs oder einer Mulchschicht zu schützen. Daher binden wir neben unseren Hauptkulturen auch Untersaaten und Zwischenfrüchte in unsere Fruchtfolge mit ein.

​Unsere Hauptkulturen bauen wir in einer 6- bis 7-gliedrigen Fruchtfolge an. Aktuell gliedert sich diese in:  
Weizen, Dinkel, Körnermais, Ackerbohne, Sojabohne, Kleegras und Silphie.

Die Zwischenfrüchte weisen je nach Folgekultur unterschiedliche Komponenten mit hoher Artenvielfalt auf. Die Untersaat setzt sich aus Weißklee und Deutschem Weidelgras zusammen. D
er Anbau von Untersaaten und Zwischenfrüchten dient neben der Bodenbedeckung auch der Wasser- und Nährstoffspeicherung und dem Erosionsschutz. Zudem kann hierdurch CO2 gebunden, das Bodenleben kontinuierlich ernährt und somit der Humusaufbau unterstützt werden.

Um bei der Bewirtschaftung unserer Ackerflächen möglichst schonend vorzugehen, setzen wir auf moderne Landtechnik. Hier steht der Einsatz von bodenschonenden Verfahrensweisen im Vordegrund. Der gesamte Maschinenpark verfügt zentimetergenaue GPS-Navigation, die uns hilft präziser zu arbeiten. Zudem setzen wir auf digitale Anwendungen wie kameragestützte Hacken, um effizienter und ressourcenschonender zu wirtschaften."

Ich finde, das ist ein sehr hoffnungsreicher Ansatz für die Zukunft. In der Vergangenheit war die Markgräfliche Landwirtschaft ein sehr intensiv wirtschaftender Betrieb, einer der wenigen Großbetriebe in der Gegend.
Leider auch Vorbild für viele kleinere Betriebe mit seiner intensiven Landwirtschaft, der die Böden nachhaltig schädigte. Maisanbau wurde auch in Hanglagen im großen Stil betrieben, wodurch der Humus immer wieder abgeschwemmt wurde.
Maria Heubuch von den Grünen besuchte den neu aufgestellten Betrieb in ihrem Wahlkampf um sich einen Eindruck davon zu machen und ich durfte dabei sein..

Die Landwirte erzählten von ihren Schwierigkeiten, in den  ersten 2 Jahren ging der Ertrag massiv zurück. Doch inzwischen bemerken sie den großen Unterschied, den die Bewirtschaftung ausmacht: Schon jetzt bemerken sie die Verbesserung beim Bodenleben und bestätigen, dass Humus-Abschwemmungen abgenommen haben.

Sehr eindrucksvoll war es, diese Veränderung bei umliegenden Imkern mitzuerleben. Viele Jahre lang litten die Bienenvölker schon im Sommer unter Nahrungsnot, weil die Blumenwiesen aus unserem Umfeld weitgehend verschwunden sind. Ab Juni musste der Imker zufüttern. Vorletztes Jahr plötzlich die spürbare Veränderung: die Bienen fanden in der Umgebung bis in den Herbst hinein Nahrung.
2021 war dann natürlich ein besonderes Katastrophen-Jahr: es regnete so viel, dass die Bienen kaum Nahrung eintragen konnten, daher konnte kein Imker Honig ernten in diesem Jahr.
Nun bin ich gespannt: was wird 2022 zeigen?
 
 

Olga (Bologna) und Thomas (Brüssel) schrieben für das WeMove Europe Team (hier)

Wir alle möchten unseren Teil zum Schutz unseres Planeten beitragen. Doch unsere Politiker*innen haben ihren Teil nicht erfüllt - ausgerechnet bei dem so wichtigen Thema Landwirtschaft. Stattdessen machen sie weiter mit der Art von Politik, die uns in die Krise geführt hat.

Als sie das neue EU-Agrarabkommen (GAP, hier) aushandelten, haben sie es auf der alten Logik aufgebaut: unsere Umwelt zerstören, um die Taschen der Agrargiganten zu füllen. 
Jetzt haben wir einen Agrar-Deal, der die Zukunft unserer Bienen und Vögel bedroht, unsere Gesundheit, unser Klima und den Lebensunterhalt tausender Familien. Viele Familienbetriebe geben auf.

Doch es gibt Hoffnung.

In ganz Europa formt sich gerade eine landwirtschaftliche Revolution. Und sie breitet sich schnell aus. Von Italien bis Bulgarien und überall dazwischen überdenken die Menschen die Art der Landwirtschaft, die wir betreiben. Weil sie Lebensmittel auf eine Weise erzeugen wollen, die unsere Natur respektiert und gut für das Klima ist.......

Wie also sieht der Nahrungsanbau aus, den wir uns wünschen? Ganz einfach: Es geht darum, Landwirtschaft nicht mehr gegen die Natur zu betreiben, sondern im Einklang mit der Natur. Das nennt man "regenerative" Landwirtschaft. (hier) Es geht darum, überall dort wo wir wirtschaften, vielfältige Kulturen anzubauen, den Boden und das Wasser sorgfältig zu pflegen und mehr Bäume zu pflanzen. Das ist besser für die Lebensmittel, die wir anbauen. Es wird Insekten und Vögel zurückbringen. Und es hat ein enormes Potenzial, den Klimawandel aufzuhalten. Die Liste der Vorteile ist lang.

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