02.01.2022 Südkurier hier Fragen: Helmar Grupp
Herr Riedmann, Sie haben für Markdorf das Ziel ausgerufen, bis 2035 zur klimaneutralen Stadt zu werden. Das ist sehr ehrgeizig. Welche Schritte auf diesem Weg sollen 2022 unternommen werden und wie wollen Sie diese Schritte transparent machen?
Wir haben uns in einer Klausurtagung mit dem Gemeinderat intern über dieses Thema verständigt und wir hatten dazu auch einen wirklich hervorragenden Input aus der benachbarten Stadt Friedrichshafen, der uns sehr gut weitergeholfen hat in unserer Diskussion. Wir werden im ersten Quartal 2022 dazu in die öffentliche Diskussion gehen, unsere Schritte zum Klimaschutz vorstellen und einige davon dann auch beschließen und festzurren. Wir wollen so etwa dem Klimaschutzpakt Baden-Württemberg beitreten. Das ist zwar zunächst einmal eher ein symbolischer Schritt, aber es ist ein Schritt, mit dem wir uns verpflichten, bestimmte Dinge zu tun. Außerdem wollen wir ein Konzept ausarbeiten, mit dem wir die klimaneutrale Stadtverwaltung erreichen wollen. Das ist dann natürlich ein etwas anderes Ziel als die klimaneutrale Stadt, aber dafür haben wir alles in der eigenen Hand. Zu der von Ihnen angesprochenen Transparenz: Wir wollen die Klimafolgen unseres Tuns in unseren Beratungsunterlagen zum Ausweis bringen und zwar sowohl negativ als auch positiv. Und im Positiven gibt es da aus meiner Sicht sehr viel zu berichten. Ich glaube, das Thema beschäftigt derzeit alle Kommunen.
Können Sie uns Beispiele geben? Was unternimmt die Stadtverwaltung aktuell schon im Klimaschutz vor Ort?
Nehmen wir unsere Bauvorhaben: Wenn wir zum Beispiel im Markdorfer Süden den dritten Grundschulstandort als Holzbau anstreben, dann ist das ein Beitrag zum Klimaschutz. Diese Mehrkosten gegenüber einer Ausführung in Beton sind dann ein Beitrag zum Klimaschutz, dem auch gegenübergestellt werden kann, wie viel CO2 wir dadurch einsparen, dass wir Holz und nicht Zement, Kalk und dergleichen dort verbauen. Abgesehen davon haben wir noch eine ganze Menge anderer Themen. Im Bereich der Fotovoltaik intensivieren wir unser Engagement derzeit sehr stark. Auch unser Radverkehrskonzept ist ein Beitrag zum Klimaschutz. Da wird dann allerdings die Transparenz natürlich schon schwieriger, weil das eher ein abstrakter Beitrag ist, weil wir heute noch viel dafür tun müssen, um die Menschen in den kommenden Jahren zum Umstieg zu bewegen. Auch der Probebetrieb des Stadtbus, den wir hoffentlich in einer dann eher coronafreien Zeit im Frühjahr durchführen können, wenn der Gemeinderat dies entsprechend so beschließt, ist ein Beitrag zum Klimaschutz, zumal wenn er mittelfristig in eine Einführung eines Stadtbussystems münden könnte. Dann nenne ich nur die Stichpunkte Biotopverbund, die Bürgerbäume und unsere Ökoprojektmaßnahmen. In all diesen Bereichen ist Markdorf bereits beispielhaft. Also, wir haben ganz viele Themen, bei denen wir wirklich die Nase vorn haben. All diese Themen haben wir aber unter dem Aspekt Klimaschutz so bislang noch nicht in den Vordergrund gestellt. Auch unsere Investitionen im Bereich Wasser und Abwasser spielen eine große Rolle, vor allem, wenn es um die Vermeidung von Wasserverlusten geht. Hier haben wir dieses Jahr eine halbe Million Euro mehr in den Haushaltsplan gesteckt und uns verpflichtet, das die kommenden Jahre regelmäßig zu tun, um die Wasserverluste zu minimieren. Also, es gibt ganz viele Dinge, bei denen wir tatsächlich auch zeigen können, wo wir schon auf einem ordentlichen Weg sind. Das wollen wir künftig noch deutlicher und transparenter machen.
....Also ein Stadtbusgeschäft wird immer ein immenses Zuschussgeschäft sein. .... Im Probebetrieb wollen wir vor allem auch die potenziellen Nutzer befragen. Stimmt unsere Linienführung? Wären Sie denn bereit und wenn ja, zu welchem Entgelt, Ihr Auto stehen zu lassen und den Bus zu nutzen? All das soll eruiert werden und anschließend in die Diskussion einfließen. .....Wir haben ein hervorragend funktionierendes „emma“-Angebot. Die „emma“ würde dann zu den Zeiten, in denen der Stadtbus verkehrt, zurückgefahren werden und würde in jenen Bereichen im Einsatz sein, die nicht vom Stadtbus bedient werden....
Nicht nur der Stadtbus würde Markdorf künftig viel Geld kosten, sondern generell alle kommunalen klimaschützerischen Maßnahmen, die über den bisherigen Standard hinausgehen. Wie soll dieser finanzielle Mehraufwand im Haushalt gestemmt werden? Durch Gebührenerhöhungen?
Die Gebühren in Zusammenhang mit Klimaschutzmaßnahmen zu bringen, das kommt für mich tatsächlich nicht in Frage. Denn ich habe es schon mehrfach gesagt, dass die Aufgabe Klimaschutz für mich eine nationale oder gar eine globale Aufgabe ist. Die Welt kann uns da aber nicht helfen, aber Bund und Land können und müssen uns helfen. Erstens durch gesetzliche Rahmenbedingungen und Vorgaben und zweitens durch entsprechende Förderprogramme. ......
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