Alle schreien nach Bauland um der Wohnungsnot zu begegnen - doch gleichzeitig wissen wir, dass wir nicht unbegrenzt Flächen ausweisen können. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand.
Wie stellt sich das Bundesbauministerium die geforderte Bebauung vor? Wie können wir unseren Flächenverbrauch mindern ?
Schwäbische Zeitung hier Von Claudia Kling
... Bauland gilt in Deutschland als das Nadelöhr auf dem Weg zu mehr Wohnraum. Eine Studie, die vom Bundesbauministerium in Berlin in Auftrag gegeben wurde, belegt nun: Platz zum Bauen wäre theoretisch da, selbst in größeren Städten. Doch es gibt einige Gründe, warum das Potenzial praktisch nicht genutzt werden kann. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zu der Studie.
Liegt es tatsächlich am fehlenden Bauland, dass in Deutschland nicht mehr gebaut wird?
...Mindestens 99 000 Hektar Fläche könnten in Städten und Gemeinden potenziell bebaut werden, hat eine Befragung von Kommunen ergeben. Die Hälfte dieser Fläche sei kurzfristig nutzbar und zwei Drittel seien für Wohnungen vorgesehen. „Es gibt ausreichend Bauland in Deutschland“, sagte dazu Bauministerin Klara Geywitz (SPD) am Dienstag in Berlin. Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung und das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hatten für die Studie die Antworten von fast 700 Kommunen ausgewertet.
Welche Ziele verfolgt die Regierung in der Wohnungspolitik?
SPD, Grüne und FDP haben sich auf das Ziel verständigt, dass in Deutschland jährlich 400 000 neue Wohnungen entstehen sollen, 100 000 davon als öffentlich geförderte Sozialwohnungen. Am Bauland dürfte ihr Vorhaben nicht scheitern, wie die Studie nahelegt. Zwischen 900 000 und rund zwei Millionen Wohnungen könnten auf den potenziell bebaubaren Flächen entstehen. „Wenn dichter gebaut würde, wären sogar vier Millionen Wohnungen realistisch“, so Geywitz.
Passen beim Bauland Angebot und Nachfrage zusammen?
Auch in Ballungsgebieten gibt es viele freien Flächen für den Wohnungsbau, hat die Studie ergeben. In kreisfreien Großstädten könnten abhängig von der Bebauungsdichte 370 000 bis 770 000 Wohnungen gebaut werden, so Markus Eltges, Leiter des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung. „Das vorhandene Baupotenzial ist auch da, wo es gebraucht wird.“
Und was wird aus dem Vorhaben, den Flächenverbrauch in Deutschland auf 30 Hektar pro Tag bis 2030 zu reduzieren?
Auch dieses Ziel findet sich im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP. Die Lösung, mehr Wohnungen und weniger Flächenverbrauch unter einen Hut zu bekommen, liegt für Geywitz in den Innenstädten. Dort will sie Baulücken schließen, auf Flachbauten wie Discounter aufbauen und nicht mehr genutzte Gewerbeobjekte zu Wohnraum umfunktionieren. Auch Büroflächen, die im Zuge von Homeoffice nicht mehr benötigt würden, könnten zu Wohnungen werden.
Aus Sicht der Kommunen liegt darin ein großes Potenzial. Wenn es gelänge, die innerstädtischen Potenziale zu nutzen, dann könnte Deutschland den Flächenverbrauch eindämmen, sagte Eckart Würzner, Vizepräsident des Deutschen Städtetags und Heidelberger Oberbürgermeister.
Die Kommunen sollten dem Versuch widerstehen, landwirtschaftliche Flächen im Außenbereich als Bauland zu nutzen.
Sieht die Bauministerin eine Zukunft für das Einfamilienhaus?
Ja. Ministerin Geywitz betonte, sie wisse aus eigener Erfahrung um die Vorteile eines Einfamilienhauses gerade für Familien mit Kindern.
Problematisch sei allerdings, dass viele Menschen in ihren Häusern blieben, wenn die Kinder längst ausgezogen seien. Dies habe einerseits zur Folge, dass pro Person immer mehr Wohnfläche in Deutschland gebraucht werde, andererseits würden die Häuser oft nicht energetisch saniert und modernisiert. „Deshalb wünsche ich mir einen Kreislauf bei der Nutzung von Einfamilienhäusern“, sagte die Ministerin.....
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